Bin ich nur eine Affäre? Beratung für Partner*Innen in heimlicher Nebenbeziehung
In Berlin biete ich Partner*Innen, die eine Affäre aufgenommen haben, Beratung an. Ich biete also eine Beratung für Liebende an, die in einer Affäre miteinander verbunden sind.
Liebende in einer Affäre stellen sich vielleicht die Frage, ob aus der Affäre mehr werden kann. Konflikte und Auseinandersetzungen entstehen, wenn Eine(r) dies mehr möchte als ein(e) Andere. Vielleicht drängen sich auch Zweifel auf. Partner*Innen in einer Affäre fragen sich vielleicht, ob es doch nur um Sex geht, obgleich anderes versprochen war. Andere wiederum hatten genau dieses vor: Es sollte eine intime Nebenbeziehung für Sex sein, ohne Gefühle. Jetzt aber entsteht ein Konflikt, weil plötzlich Gefühle im Spiel sind.
Affären sollen, vom Konzept her, etwas Leichtes und Ungezwungenes sein. Meine Beobachtung ist aber, dass dieses Ideal nicht immer verwirklicht wird. Affären sind meiner Ansicht nach auch Beziehungsformen mit Problemen, Konflikten und Krisen. In diesen Momenten stellen Affärenpartner*Innen Bisheriges in Frage. Dies steht dann in Spannung mit dem Wesen der Affäre, der Leichtigkeit und Unbeschwertheit.
Im nachfolgenden Beitrag geht es um zwei Dinge:
- Erstens: Ich teile mit Ihnen ausgewählte Gedanken zum Thema Affäre und Paarbeziehung.
- Zweitens: Ich verweise auf mein Beratungsangebot für Partner*Innen in Nebenbeziehungen.
Die Begriffe Affäre, Außenbeziehung und Nebenbeziehung
Der Begriff Affäre findet unterschiedlich gern oder ungern Zustimmung, da er bisweilen als moralische Wertung angesehen wird. Daher nutze ich mitunter andere Bezeichnungen, es sei den, dass meine Klientinnen und Klienten diesen Begriff bewusst benutzen. Erfahrungsgemäß wenden in einer Paarberatung insbesondere betrogene Partnerinnen und Partner das Wort Affäre an. Sie nehmen damit eine Bewertung vor, das heißt eine Abwertung. Eine Affäre ist hier,a us diesem Blickwinkel verständlich, der Inbegriff emotionaler und sexueller Untreue. Sicher ist das ein wesentlicher Punkt, dass es darum geht, das Betrogen-Worden-Sein zu signalisieren und auch zu besprechen.
Auch die Begriffe von Schuld und Unschuld greifen oftmals zu kurz. Sie sind mitunter auch gänzlich fehl am Platz. Fremdgehen und Untreue sind manchmal nur ein Aspekt, in einem konflikthaften Wirrwarr an Emotionen und Beziehungswünschen. Wir haben es eben nicht immer nur mit einer lustbetonten, feurigen und berechnend eingegangenen Affäre zu tun. Mitunter gibt es eben auch wirkliche Verliebtheit zu einer dritten Person. Ist eine Affäre eine eigene Beziehung geworden, spreche ich deswegen auch gerne von einer heimlichen Außenbeziehung oder Nebenbeziehung. Neben Sexualität, die vielleicht maßgeblich für Entstehung und Fortbestand der Außenbeziehung ist, treten mitunter ja auch tiefe Gefühle hinzu.
Affäre als heimliche Liebe in Schattenexistenz
Mit fällt auf, dass die Perspektive Betroffener in einer Affäre mitunter weniger beleuchtet wird. Wer die Affäre ist, tut etwas moralisch minderwertiges, könnte man meinen. Wir mühen uns eher darum, dass Affären beendet werden. Paare aus der Ursprungsbeziehung sollen wieder eine Chance bekommen. Wieso sollte man sich in diesem Zusammenhang also auch andere Gedanken machen?
Anstrengungen und Bemühungen zur Beendigung von Affären sind aus der Blickrichtung betrogener (Ehe-) Partner*Innen nachvollziehbar. Dennoch lade ich hier zu einem Perspektivenwechsel ein. Ich tue dies nicht, weil ich ein Befürworter von Affären bin. Ich tue dies um Ihnen einen weiteren Blickwinkel anzubieten. Sozusagen der Vollständigkeit halber. Auch deswegen, weil Affären und die Menschen in Affären Wirklichkeit sind.
Verschiedene Fragen laden zu einem solchen Wechsel der Blickrichtung ein:
- Wie aber fühlt es sich an, wenn man mit jemandem schläft, der bereits vergeben oder verheiratet ist?
- Was ist, wenn man diese(n) bereits Vergebene(n) liebt?
- Fühlt man sich dann als das dritte, vierte oder gar als das fünfte Rad am Wagen?
- Wie muss es also für jemanden sein, der sich eben nicht nur als eine Affäre sieht?
- Was ist wenn der oder die Partner*In in der Affäre ebenso liebt?
- Wie gehen wir damit um, wenn hier der Wunsch nach einer besonderen und exklusiven Beziehung entsteht?
- Es wurde mir versprochen. Jetzt wünsche ich die Beendigung der heimlichen Schattenexistenz. Wie werden die Anderen darauf antworten?
Enttäuschungen und Zurücksetzungen für die oder den Geliebte(n)
Wünsche und Hoffnungen, sowie Enttäuschungen und Zurücksetzungen erleben eben nicht nur die betrogenen Partner*Innen aus der primären Paarbeziehung. Eine Herausforderung bestehet auch für diejenigen, denen zunächst eine Beziehung vielleicht versprochen wurde. Sie werden danach vielleicht nur in Warteposition gehalten. Sie werden immer wieder vertröstet. Schließlich bleibt es dann dabei: Mann oder Frau verlangt von ihnen weiterhin eine verheimlichte Liebe ab.
Es muss etwas Anfragendes und Herausforderndes sein, sich in einer Außenbeziehung an dritter Stelle zu fühlen. Teilen zu müssen – aber eben ein viel knapper bemessenes Zeitkontingent -, sich zwischen Hoffen und Bangen zu bewegen stellt für viele Geliebte in einer Affäre eine Herausforderung dar. Vielleicht hatte man das auch zu Beginn übersehen. Andere mögen es leichtfertig in Kauf genommen haben, ohne viel darüber nachzudenken.
Natürlich mögen konfliktvermeidende äußere Gründe dafür sprechen, eine heimliche Außenbeziehung nicht offen zu legen. Es gibt also gute Gründe, keine letztgültige Entscheidung zu treffen. Ganz zum Schluß wird es aber doch zu einer Entscheidung kommen. Erfahrungsgemäß führt dann mitunter doch Eine oder Einer eine Entscheidung herbei. Das mag die Geliebte oder der Geliebten in der Außenbeziehung sein. Überdies ist auch eine betrogene Ehefrau oder ein hintergangener Ehemann Entscheidungsträger. Oder es ist der oder diejenige, die eine Affäre begonnen hat.
Wenn eine Affäre als Drittes die primäre Beziehung bedroht
Geliebte in einer Affäre wünschen sich vielleicht ebenso, ein echtes Paar zu werden. Echt im Sinne von offiziell und öffentlich. Wenn eine verheimlichte Nebenbeziehung zur eigentlichen Primärbeziehung werden soll, muss sie exklusiv sein. Dazu ist eine Form von Abgrenzung nötig. Eine exklusive Paarbeziehung, als dyadisches Zweiersystem ist eine Verbindung auch aus Liebe und Ausschließlichkeit. Wir wissen wie bedroht eine solche Zweierbeziehung ist. Ständig ist sie durch Drittes bedroht. Sie ist von vielfältigen äußeren Bedrohungen umgeben. Diese Abgrezung des Systems gegenüber seiner Umwelt ist ein wesentliches Moment von Liebesbeziehungen. Ich greife hier auch auf eine Einschätzung des bekannten Paartherapeuten Arnold Retzer zurück. (Vgl. Retzer, Arnold: Paare als Sinnsysteme. Gestalt Zeitung 18 (2005), Seiten 4-9, S. 7). Quelle: (externer Link) PDF Gestalt Institut Frankfurt.
Aber auch aus meiner Arbeit mit Paaren weiss ich worum es dabei gehen kann. Natürlich auch um attraktive Andere. Aber auch um berufliche und familiäre Herausforderungen. Alles was in das Innere der Zweierbeziehung drängt und dort Aufmerksamkeit und Zeit fordert. Diese aber muss um ihren Erhalt bemüht bleiben. Denn eine Paardyade, eine Zweierbeziehung, so Retzer, ist „immer vom Tode bedroht“ (Vgl. Retzer, Arnold: Systemische Paartherapie. Konzepte – Methode – Praxis. 4. Auflage, Stuttgart 2011, 51).
Halten wir fest: Soll aus einer Affäre eine Liebesbeziehung und dann vielleicht auch eine Partnerschaft werden, wird Exklusivität benötigt. Diese stellen wir her, indem wir uns von Drittem abgrenzen. Dazu müssen wir wissen, dass dies zu Beginn, beim Entstehen der Paarbeziehung eine Rolle spielt. Aber diese Aufgabe bleibt auch weiterhin bestehen.
Stabilisierungsversuche im Außen und durchlässige Grenzen
Die Gefahr für Paarbeziehungen besteht demnach darin, zur Stabilisierung in das Außen zu greifen. Durch das Hineinholen von Drittem wird aber die ausschließliche Zweiheit gefährdet. Eine Bedrohung für die Zweierbeziehung ist auch, wenn das Dritte im Außen dazu einlädt, Grenzen durchlässig zu machen. Paare erleben Konflikte und Krisen, wenn Grenzen unklar geworden sind. Grenzverletzungen sind mitunter dann sogar ein Todesstoß für eine Zweierbeziehung. Was als Stabilisierungsversuch im Außen gedacht war, destabilisiert im Innen.
Für Geliebte in Affäre bedeutet dies, dass sie für sich überlegen sollten, was sie sind. Vielleicht tauchen dabei diese oder ähnliche Fragen auf:
- Bin ich ein Stabilisierungsversuch im Außen für eine andere Paarbeziehung?
- Geht es dem oder der Anderen darum, in der Affäre Spaß zu haben, den es sozusagen zuhause nicht gibt?
- Ist die Affäre nur der Ort für aufregenden Sex, ohne Liebe und Verbindlichkeit?
- Glaube ich wirklich daran, dass wir jemals ein Paar werden?
- Was spricht dafür, dass aus der Affäre eine verbindliche Zweierbeziehung wird?
- Wie grenzt sich meine(a) Affärenpartner*In von seiner Ursprungsbeziehung ab?
Überschneidungen, Nebeneinander und Durcheinander von Beziehungen
Haben wir nun aber mit mehreren, sich überschneidenden Beziehungen und somit auch Grenzziehungen zu tun, fordert uns dies heraus. Möglicherweise ist sogar das, was wir normalerweise als in einer Liebes- und Paarbeziehung vereint wünschen auf mehrere Beziehungen und Affären verteilt. So finden familiäres Leben und Alltag, tiefe Liebe und das Gefühl von Vertrautheit in einer langjährigen Paarbeziehung statt. Verliebtheit, Romantik und schließlich sexuelle Leidenschaft sind hingegen in einer Außenbeziehung lebendig. Ein(e) Partner*In in der Primärbeziehung hat jene Eigenschaften und Vorzüge. Ein(e) Partner*In in der Außenbeziehung bietet Jenes an, vielleicht auch lediglich Ergänzungen.
Ich lade in diesem Zusammenhang auch ein, hier erst einmal eine Form der Bestandsaufnahme zu wagen. Also einen ehrlichen Blick auf sich selbst und die eigene Liebes- und Beziehungsgeschichte. Wir müssen uns also überlegen, womit wir es zu tun haben.
- Welche Vorstellungen von Paarbeziehung, Liebesbeziehung dun Partnerschaft haben wir?
- Welches Verhalten zeigen wir in Affären und in Langzeitbeziehungen?
- Was ist unsere Strategie?
- Sind Grenzauflösungen und durchlässige Grenzen mein Konzept und komme ich damit gut zurecht
- Oder sind wir doch eher der Typ für diese verbindliche und offizielle Paarbeziehung, die sich von Drittem abgrenzt?
- Welche Beziehungsbilder und Idealvorstellungen haben wir?
Fragen beim Übergang einer Affäre zu Paarbeziehung
Stehen wir an einer Schwelle zur Entscheidung müssen wir uns verschiedenste Fragen stellen. Grundsätzlich ist zu entscheiden, ob sich für uns etwas verändern soll. Wir hatten ja überlegt, wie das geht, dass aus einer Affäre eine exklusive Paarbeziehung wird. Diese Veränderung aber müsste von beiden Partner*Innen mitgetragen werden. Denn eine solche Paarwerdung geschieht ja nicht einfach so. Wir hatten gesehen, dass es eine gewisse Abgrenzung zu Drittem braucht. Darunter können wir in diesem Zusammenhang primäre Ursprungsbeziehungen verstehen. Diese müssen verlassen und aufgekündigt werden, wenn es kein Nebeneinander mehr geben soll.
„Die Paardyade ist in den meisten Ursprungsmythen in der Auseinandersetzung mit und Abgrenzung gegen Dritte entstanden.“ (Retzer: Paartherapie, 52.) Dies betrifft in unserem Fall hier möglicherweise die Abgrenzung von bisherigen Beziehungen und Beziehungspartner*Innen. Gemeint sein kann aber, wir haben es oben besprochen, jegliches Drittes. folgende Farben laden vielleicht ein, sich ein genaueres Bild zu machen:
- Möchten wir es bei einer Affäre belassen?
- Soll es eine Affäre bleiben, da sonst vielleicht der sexuelle Reiz verloren geht?
- Wollen wir beide in gleichem Maße die Affäre zu einer Paarbeziehung machen?
- Wie und wovon müssen wir uns abgrenzen, wenn wir ein offizielles Paar werden möchten?
- Welche Grenzen werden markiert? Wann und durch wen konkret?
- Wann halten wir die Zeit reif dafür?
- Mit welchen Herausforderungen und Gegenmaßnahmen ist dabei zu rechnen?
- Für wie dringlich halten wir einen zeitnahen Beginn dieser Maßnahmen?
Beratung in Berlin für Partner*Innen in einer Affäre
In meinen Beratungsgesprächen zum Thema Affäre darf es auch um eine Entscheidungsfindung gehen. Nicht ich entscheide, sonder meine Klient*Innen sollen entschieden. Menschen müssen sich entscheiden, ob sie bleiben wollen, oder gehen. Sie müssen entscheiden und abwägen, wer die oder der Richtige ist – falls es so etwas wie die oder den Richtigen überhaupt gibt – und sie müssen die ersten Schritte gehen.
Meine Begleitung ist – das soll betont werden – ergebnisoffen. Ich berate nicht nach einer bestimmten Vorgabe. Die Richtung, wie es weitergeht, ist nicht vorgegeben. Klient*Innen bestimmten und entscheiden daher selbst für sich. Ich lade aber ein, sich die verschiedenen Entscheidungswege anzusehen. Zum Beispiel zugunsten eines Verbleibs in der Affäre. Oder aber zugunsten der eigentlichen Paarbeziehung. Wir dürfen auch unmöglich Erscheinendes denken. An eine Dreiecksbeziehung beispielsweise. Oder dass alles so bleibt, wie es ist.
Des Weiteren will ich aufmerksamer Zuhörer sein. Es gibt ja mitunter nicht nur einfache Antworten und Klarheiten zu diesem wichtigen Thema. Wir haben es auch mit Gefühlen, Hoffnungen und Enttäuschungen zu tun. Auch diese dürfen im Beratungsgespräch sortiert und thematisiert werden. Zudem biete ich an, nach Strategien zu fragen. Wie es weiter gehen soll und welche Optionen es vielleicht gibt, das gehört hier hinzu.
Schließlich biete ich Ihnen mein Erfahrungswissen aus Seelsorge, Familien- und Paartherapie an. Dabei ist es dennoch mein Anliegen, dass Sie Ihre ganz persönlichen Antworten finden.