Bin ich nur eine Affäre? Gedanken zu heimlicher Außenbeziehung
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Gedanken zu Affären und Außenbeziehungen – Einladung zur Selbstreflexion
Affären berühren viele Ebenen menschlicher Beziehungserfahrung. Oft beginnen sie leicht, voller Anziehung, Spannung und Nähe – und doch geraten sie schnell in ein Feld aus Fragen, Unsicherheit und widersprüchlichen Gefühlen. Liebende, die sich in einer Affäre befinden, fragen sich vielleicht, ob aus der Begegnung etwas Dauerhaftes werden kann. Oder sie spüren, dass sich etwas verändert hat – dass aus der anfänglichen Leichtigkeit etwas Ernstes geworden ist.
In meiner beraterischen Arbeit in Berlin – etwa in Einzelberatungen – begegne ich immer wieder Menschen, die mit solchen Fragen ringen. Sie erleben sich in einer herausfordernden Beziehungs- und Lebenssituation stehend, die sie in einer Beratung beleuchten möchten. Es geht ihnen dabei vielleicht weniger um Schuld und Unschuld, sondern um das ehrliche Verstehen dessen, was geschieht – und um die Frage, was es mit einem selbst macht, in einer heimlichen Beziehung zu leben oder sie fortzuführen.
Keine moralische Bewertung
Dieser Beitrag möchte nicht urteilen oder bewerten. Er will keine moralische Kategorie schaffen, keine Seite ergreifen und keine Handlungsanweisung geben. Ich schreibe aus einer beraterischen, beobachtenden Haltung heraus – aus der Perspektive eines Menschen, der zuhört und versucht zu verstehen. Die Gedanken, die hier geteilt werden, möchten Anregung zur Selbstreflexion sein: eine Einladung, die eigene Situation, die eigenen Wünsche und Grenzen in Ruhe zu betrachten.
Wenn aus Leichtigkeit Fragen werden
Affären erscheinen oft als etwas Ungezwungenes. Zwei Menschen treffen sich, teilen Nähe, Intimität, vielleicht Leidenschaft. Doch sobald Gefühle entstehen, verändert sich das Gefüge. Dann wird aus der Leichtigkeit vielleicht eine Frage: Was ist das hier eigentlich? Ist es nur ein Moment, oder steckt mehr darin? Wie soll ich es nennen – Affäre, Situationship, Romanze, echte Beziehung?
Solche Fragen entstehen nicht aus Kalkül, sondern aus ehrlicher Verstrickung. Menschen geraten in Situationen, die sie so nie geplant haben. Und während manche diese Erfahrung losgelöst leben, sehnen sich andere nach Klarheit, Verbindlichkeit oder nach einem Platz im Leben des anderen, der mehr ist als nur heimlich. Es ist dann der Wunsch, die Nummer 1 zu sein – mit einem öffentlichen Bekenntnis, sozusagen.
Affäre, Außenbeziehung, Nebenbeziehung, Situationship – verschiedene Worte, ähnliche Wirklichkeiten
Die Bezeichnung „Affäre“ ist oft mit Wertungen verbunden. Sie mag für viele schmerzhaft sein, besonders für diejenigen, die sich selbst nicht als „Affäre“ sehen und bezeichnen wollen, sondern als jemanden, der aufrichtig liebt. Manche sprechen lieber von einer Außenbeziehung oder Nebenbeziehung – Worte, die neutraler klingen, aber im Kern doch auf dieselbe menschliche Erfahrung verweisen: eine Verbindung, die nicht öffentlich ist und die dennoch Bedeutung hat.
In beratenden Gesprächen erlebe ich oft, dass es für Betroffene wünschenswert ist, solche Begriffe behutsam zu betrachten. Denn Sprache kann prägen, wie wir über uns selbst denken. Wer sich als „Affäre“ bezeichnet, spürt vielleicht Scham oder Abwertung. Wer hingegen sagt: „Ich bin in jemanden verliebt, der gebunden ist“, beschreibt dieselbe Situation – aber aus einer anderen Haltung heraus. Diese Unterschiede können wichtig sein, um sich selbst besser zu verstehen. Das ist meiner Beobachtung nach von Fall zu Fall unterschiedlich.
Feststecken in einer ungewollten Affäre
Nicht selten berichten Menschen auch, dass sie in einer Affäre feststecken, mit viel Hoffnung und Sehnsucht, dass daraus endlich eine Beziehung werden möge. Andere wiederum sind vielleicht gerade froh, dass es „nur“ eine Art von sogenannter Situationship ist: ein großstadttaugliches Beziehungsformat, das weniger exklusiv und damit unverbindlicher daherkommt. Das Feststecken, der unerfüllte Wunsch nach Exklusivität und nach der Bejahung von Paar- und In-Beziehung-Sein fordert viele heraus.
In Affäre trotz Beziehung
Auch Personen, die in einer primären Beziehung, Partnerschaft oder Ehe leben und parallel heimlich eine intime Beziehung – eine Affäre – führen, fragen sich vielleicht, wie und ob sie handeln: etwas verändern oder alles so belassen. Eine wichtige Frage ist die nach den zugrunde liegenden Bedürfnissen einer Affäre. Manchmal ist es eher Autonomie, die gesucht wird – Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung, sich sexuell ausleben und lebendig fühlen, Abenteuer. In anderen Fällen steht vielleicht eher der Wunsch im Vordergrund, sich zu binden, emotionale und körperliche Wärme, Bestätigung und Zuspruch zu erhalten. Und eine weitere Frage ist, weshalb man das in der primären Beziehung nicht erhält oder nicht erhalten möchte.
Fragen zur eigenen Selbstreflexion
Vielleicht möchten Sie sich selbst einmal fragen:
- Was bedeutet Nähe und Verbindlichkeit für mich?
- Welche Wünsche oder Bedürfnisse leiten mein Handeln in Beziehungen?
- Was erwarte ich – und was bin ich bereit, zu geben?
- Welche meiner Grenzen sind mir wichtig, und welche lasse ich oft überschreiten?
- Wie nenne ich das, was ich gerade in Bezug auf Liebe und Beziehung lebe?
- Fühle ich mich darin sicher, gewollt, geliebt und begehrt?
- Geht es in dem, worin ich Liebe und Beziehung lebe, um mich? Bin ich als Person gewollt und geliebt?
- Wenn es einen Teilaspekt von Beziehung erfüllt, welcher ist das? Genügt mir das?
- Achte ich gut auf meine Grenzen, indem ich sie erkenne und kommuniziere?
Die Fragen verstehen sich als Einladung zur Selbstreflexion. Vielleicht braucht es auch Zeit, sich mit ihnen zu beschäftigen. Gegebenenfalls ist es noch nicht so weit, und man legt sie erst einmal zur Seite.
Hinweis: Der obige Beitrag dient der allgemeinen Information und als Impuls zur Selbstreflexion. Er ersetzt keine individuelle Beratung, keine ärztliche oder psychiatrische Abklärung oder Behandlung sowie keine Psychotherapie.
Hier informiere ich über meine Angebote für Einzelpersonen in Berlin: Einzelberatung,
Einzeltherapie.