Phasen einer Partnerschaft – Beziehungsphasen – Kritische Phasen einer Paarbeziehung
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Beziehungsphasen teilen die Entwicklung einer Paarbeziehung in Abschnitte ein. Eine Paarbeziehung fällt nicht einfach vom Himmel und bleibt dann unverändert bestehen. Vielmehr bedeutet sie Dynamik, Veränderung und immer wieder neue Schritte.
Das Modell der Beziehungsphasen deutet an: dauerhaft gleich lieben, ohne jede Veränderung, ist eher unwahrscheinlich.
Viele Paare wünschen sich, dass ihre Beziehung lebendig bleibt und nicht „einschläft“. Sie hoffen auf Abwechslung und Nähe. Wer die verschiedenen Entwicklungsstufen durchläuft, erlebt dabei jedoch nicht nur Glücksmomente, sondern auch Verunsicherungen und Konflikte. Diese gehören zum Prozess, können aber irritierend wirken.
Beziehungsphasen als Orientierung
Das Modell der Beziehungsphasen wird von manchen in der Absicht genutzt, als Orientierung zu dienen – als eine Art „Beschreibungsgerüst“. Paare sehen sich vielleicht eingeladen, die eigene Entwicklung aus einer gewissen Distanz zu betrachten: „Unsere Probleme entstehen typischerweise in Phase X und verändern sich in Phase Y.“ Möglicherweise sehen Partner*innen so in einem bestimmten Abschnitt ihrer Beziehung Muster, ordnen sie einer Phase zu und überdenken sie dann gemeinsam. Ein solches Modell lässt sich vielleicht als eine Einladung zu etwas mehr Vogelperspektive verstehen, wenn man es so formulieren möchte. Anders gesprochen: Paare versuchen vielleicht, Veränderungen innerhalb eines Beschreibungsgerüsts zu sehen – nicht passiv und ohne Einordnung. Ein Phasenmodell soll womöglich eher eine Art Fahrplan sein, mit der erlaubten Frage: Wo sind wir denn gerade? Was ist heute unserem Miteinander dienlich?
Phasenmodelle nach Roland Weber und Arnold Retzer
Die Einteilung in Phasen wurde von verschiedenen Fachleuten beschrieben. So hat der Psychotherapeut Roland Weber die Paarentwicklung in fünf prägnante Phasen gegliedert. Auch der Paartherapeut Arnold Retzer spricht von „Entwicklungsphasen von Paarbeziehungen“ und hebt Übergänge sowie damit verbundene Herausforderungen hervor.
Diese Konzepte laden dazu ein, typische Entwicklungen zu reflektieren – ohne dass sie als starres Schema verstanden werden müssen. Nicht jede Beziehung verläuft gleich, und nicht alle Paare erleben dieselben Phasen zur gleichen Zeit. Und meine Beratungsarbeit in meiner Praxis für Paartherapie in Berlin erweckt bei mir den subjektiven Eindruck, dass es einfach so viele Einzelfälle ohne Schema X gibt.
Aber was sind denn nun vielleicht typische Punkte, die von manchen Paaren in ihrer Beziehungsentwicklung als herausfordernd wahrgenommen werden? Schauen wir uns einige Herausforderungen exemplarisch an.
Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Ein häufiger Konflikt ergibt sich daraus, dass Partner*innen sich nicht gleichzeitig in derselben Phase befinden. Während die eine Person noch intensive Nähe sucht, wünscht sich die andere bereits mehr Freiraum. Das verunsichert womöglich und wirft Fragen auf, wie „Liebt er oder sie mich jetzt weniger?“ Solche Unterschiede bedeuten nicht zwingend das Ende einer Beziehung, spiegeln individuelle Entwicklungen wider und sind nichts Ungewöhnliches.
Kritische Übergänge
Besonders an bestimmten Übergängen zeigen sich für manche Paare Spannungen. Typische Beispiele sind:
- Das Nachlassen der Verliebtheit: Streit nimmt zu, Autonomie wird wichtiger (vgl. oben). Am Anfang war viel Bindung und fast Symbiose – jetzt will man Ich und Wir wieder etwas mehr ausbalancieren. Ein Wir braucht ja zwei Ichs und nicht eine Selbstauflösung im Nirvana der Beziehung.
- Die Geburt eines Kindes: Da ist eine Zäsur und manche*r Partner*in empfindet Eifersucht oder Überforderung.
- Das „Häuslich-Werden“: gemeinsame Alltagsorganisation, Rollenfindung und Routinen. Plötzlich ist es nicht mehr nur sexy und geheimnisvoll, sondern man kauft gemeinsam Klopapier im Supermarkt ein.
- Die Kinder ziehen aus: Paarbeziehung muss neu definiert werden. Vielleicht waren Kinder lange ein verbindendes Projekt. Nun sucht man gegebenenfalls eine neue Aufgabe.
- Der Übergang in den Ruhestand bedeutet vielleicht: Es gibt nun neue Zeiträume, die gefüllt werden wollen.
Beziehungsphasen – Fragen zur Orientierung
Paare dürfen sich selbst Fragen stellen wie:
- In welcher Phase sehen wir uns gerade?
- Welche Herausforderungen bringt diese Phase mit sich?
- Wie gehen wir damit um, dass wir uns unterschiedlich schnell entwickeln?
- Welche Stärken und Ressourcen haben wir für diese Zeit?
Es ist erlaubt, positiven Seiten der Beziehung zu fokussieren, Ressourcen und Potenziale zu suchen und miteinander ein wenig Überblick (Vogelperspektive) auszuprobieren.
Fazit
Das Modell der Beziehungsphasen ist keine starre Schablone, sondern ein Angebot zur Orientierung. Beziehungen sind dynamisch und einzigartig. Paare dürfen eigene Wege finden, Übergänge gestalten und immer wieder neu über Nähe, Distanz und gemeinsame Ziele sprechen.
Literaturhinweise
- Weber, Roland (2013): Wenn die Liebe Hilfe braucht – Das Partnerschaftsbuch mit Tests und Übungen. 2. Auflage, Stuttgart.
- Retzer, Arnold (2011): Systemische Paartherapie. Konzepte – Methode – Praxis. 4. Auflage, Stuttgart.
Hinweis: Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Information und Selbstreflexion. Er ersetzt keine individuelle Beratung sowie keine ärztliche, psychiatrische oder psychotherapeutische Abklärung oder Behandlung.