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Foto: Zweite Ehe – Neue Beziehung – Stellenwert an der Seite meines Partners

Zweite Ehe – Neue Beziehung – Stellenwert an der Seite meines Partners

In einer zweiten Ehe, in einer neuen Beziehung kann es zu Problemen kommen. Etwa dann, wenn der neue Partner sich mit dem Ex-Partner vergleicht. Ein Konflikt entsteh vielleicht auch dann, wenn die zweite Ehe mit der ersten Ehe verglichen wird. Vielleicht sind aus der zweiten Beziehung noch keine Kinder hervorgegangen. Der Kontakt zum leiblichen Vater und Ex-Mann oder zur leiblichen Mutter und Ex-Frau besteht noch. Wie geht man damit um, wenn diese Verbindung noch sehr lebendig und intensiv ist?

Suche nach Bedeutung und Wert im Vergleich zu ehemaligen Partner*Innen

Neue Partner*Innen haben es manchmal schwer, an der Seite dessen, der schon eine feste und lange Beziehung hatte, ihre Rolle und ihren Platz einzunehmen. Sie müssen das Gefühl haben, als gleichwertig oder besonders, angesehen zu werden; auch in Relation zur ersten Ehe. In einer zweiten Ehe entstehen daher mitunter auch Fragen:

  • Was ist denn nun das besondere an der neuen Partnerschaft?
  • Inwieweit bin ich für dich einzigartig, im Vergleich mit deinem Ex-Mann oder deiner Ex-Frau?
  • Ist der Übergang von der ersten zur zweiten Ehe gut gelungen?
  • War der Partnerwechsel aus Sicht beider Partner gut?
  • Ist er auch ganz abgeschlossen?
  • Bist du jetzt frei für mich?
  • Bedeutet dir unsere neue Beziehung, deine zweite Ehe, etwas?
  • Gilt das auch im Vergleich mit der vorangegangenen Ehe?

Zweite Ehe oder auch zweite Familie?

Dazu kommen manchmal die Kinder, aus der ersten Beziehung, die neue Partner*Innen vielleicht auch kritisch beäugen. Sie verteidigen außerdem vielleicht die Rolle der leiblichen Eltern. Die oder der Neue ist gegen die alte Verbindung von Mama und Papa! Die oder der Neue hat mir gar nichts zu sagen! Es scheint, als ob sich Ebenen vermischten: Die der Paarbeziehung und die der Familie. Manchmal ist das gewünscht. Ein andermal jedoch ist Patchwork keine Option. Deshalb sind auch hier Fragen vorprogrammiert:

  • Bin ich nun nur die Geliebte an der Seite eures Vaters, der neue Freund an der Seite eurer Mutter, der zufällig hier mitlebt?
  • Darf ich hier nur mitwohnen, oder ist das hier mein Zuhause?
  • Bin ich Gast oder fester Bestandteil der neuen Familie?
  • Soll ich mit erziehen oder bin ich nur dazu da, dich zu lieben?
  • Ist es sinnvoll zwischen Familien-Sein-Wollen und der einfachen Liebesbeziehung zu trennen?
  • Willst du mit mir eine neue Familie gründen?
  • Wollen wir ein eigenes Kind zusammen?

Manchmal ist auch geplant, gerade über ein erneutes Kinder-Bekommen, neue Verhältnisse, eine neue Familie zu schaffen. So soll ein Kräftegleichgewicht hergestellt werden. Ohnehin ist ja nicht zu verleugnen, dass vielleicht die neue Partnerin erstmalig oder erneut Mutter, nun mit dem neuen Mann, oder der neue Partner Vater werden will.

Aussprache über Bedürfnisse in der zweiten Ehe

Ein Rollenkonflikt und die Suche nach dem eigenen Stellenwert in der neuen Partnerschaft kann eine Herausforderung für alle Beteiligten darstellen. Das ist nicht zuletzt dann der Fall, wenn nicht ausreichend über Bedürfnisse und Wünsche gesprochen werden darf. Gegebenenfalls unterbleibt dies auch aus Sorge, die eigene Position noch zu verschlechtern. Oder man möchte einen wunden Punkt, ein Reizthema nicht zu oft ansprechen. Vielleicht ist durch familiären Streit und partnerschaftliche Auseinandersetzungen dieses Themengebiet sozusagen bereits vermint.

In der Folge ist dann unter Umständen eine Zirkel aus Bedürfniserklärung als Anklage, Abwehr und Gegenrede, erneutem Angriff und schließlich aus Rückzug oder bleibender Verärgerung zu beobachten. Diese Negativspirale stellt das Zusammenleben Leben des Paare und der Familie vor eine Herausforderung. Meines Erachtens ist das Wie der Bedürfnisäußerung hier mit von entscheidender Bedeutung.

  • Wie sage ich meinem Partner, meiner Partnerin, wie ich mich fühle und was ich brauche?
  • Kann er oder sie das gut hören?
  • Gibt es die gegenseitige Bereitschaft einander Wahrzunehmen und Anzuhören?

Zweite Ehe  oder „Neue Besen kehren gut!“

Interessant ist in diesem Zusammenhang, einen liebevollen und ressourcenorientierten Blick auf die gegenwärtige Partnerschaft zu lenken.

  • Was ist gut, so wie es ist?
  • Wo ist unser Fundament?
  • Was trägt uns?
  • Was darf sich noch entwickeln und in welchem Zeitraum?
  • Welches sind unsere Visionen und Ziele?
  • Warum ist das, was wir leben, einzigartig und kostbar?
  • Gilt denn der alte Satz „Neue Besen kehren gut!“ auch für uns?

Vorteile und Nachteile des Vergleichens

Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile eines Vergleichs mit ehemaligen Partner*Innen. Es mag für manche zielführend sein, die neue Beziehung mit der ehemaligen Beziehung zu vergleichen. Für andere Partner*Innen hingegen ist es nicht zielführend. Ein gutes Ergebnis des Vergleichs ist es vielleicht, wenn man sich auf die neue Beziehung gut einlässt. Dazu gehört neben einer Bestandsaufnahme auch die Freude über das neue Glück. Bestandteil ist auch ein Angespornt-Sein zu neuen Zielen. Vielleicht erlaubt sich ja in gemeinsamer Blick in die Zukunft. Das wünschen wir uns für uns.

Dabei geht es wohl keineswegs um die Wiederholung der alten Beziehung. Es ist nicht anzuraten minutiös eine Kopie anzufertigen. Stattdessen ist doch mit ein wenig Realismus Freude über das was ist angesagt. Freude darüber, dass jetzt Liebe und Beziehung mit einer zweiten Ehe oder Partnerschaft möglich sind. Lebe das Hier und Jetzt und das Morgen! Eine Gerechtigkeit im Blick auf Zeit und Inhalte, also dass man das nun genauso noch einmal – und ein Bißchen mehr – haben will, wie es mit dem oder der Ex war, ist schwer umsetzbar. Wieso sollte man das auch tun?

Aber wenn der Vergleich dazu dient, die eigene Beziehung, die neue zweite Ehe wertzuschätzen, ist das prima! Entscheidend ist, wie wir vergleichen und wie wir einander die Ergebnisse des Vergleichs mitteilen. Defizitorientiert und rückwärtsgewandt oder voller Tatendrang im Blick auf die gemeinsame Zukunft.

Liebevolle Kommunikation in einer Paarbeziehung

Ferdinand Krieg

Dipl.-Theologe | Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie
Weiterbildungen in Systemischer Therapie und Beratung: Systemischer Paartherapeut (SIH) | Systemischer Therapeut und Berater (SG) | Sexualtherapie (DGfS).

Prenzlauer Promenade 190, 13189 Berlin
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