Überforderungsgefühle bei offener Beziehung ernst nehmen
Überforderungsgefühle in einer offenen Beziehung – passt das alles so für mich?
Überforderungsgefühle in einer offenen Beziehung? Ist diese Beziehungsform wirklich stimmig für mich? In diesem Beitrag teile ich einige Gedanken und Reflexionsimpulse zum Thema offene Beziehung, Polyamorie und sogenannten Polykülen – also Beziehungskonstellationen, an denen mehr als zwei Personen beteiligt sind.
Dabei geht es nicht um moralische Bewertungen. Es geht nicht darum, ob monogam, offen oder polyamor „richtig“ ist. Entscheidend ist: Passt es für dich? Und: Wie geht es dir damit?
Überforderungsgefühle in offener Beziehung? Einladung zur Selbstwahrnehmung
Immer wieder schildern Menschen in meiner Praxis, dass sie sich in einer geöffneten Beziehung – sei es mit einem Polykül oder im Rahmen von Polyamorie – emotional überfordert fühlen.
Und genau das ist erlaubt: innezuhalten und zu prüfen, ob das gelebte Beziehungsmodell wirklich kongruent ist – mit den eigenen Bedürfnissen, Zielen und dem emotionalen Erleben.
Anzeichen für Überforderung könnten sein:
- Eifersucht, Misstrauen, innere Unruhe
- Kontrollbedürfnis
- Traurige oder ängstliche Stimmung
- Schlafprobleme und nächtliches Grübeln
- Geringere oder keine (emotionale) Beteiligung an der partnerschaftlichen Sexualität
- Psychogene Schwierigkeiten mit dem sexuellen Wollen und Funktionieren
- Unsicherheiten und Zweifel in Bezug auf die eigene sexuelle Attraktivität
- Selbstwertzweifel oder das Gefühl, „nicht zu genügen“
- Rückzug, Kränkungen, nicht ausgesprochene Verletzungen
Manche möchten sich „modern“ oder „frei“ verhalten – und dabei funktionieren, nicht eifersüchtig wirken, oder den Erwartungen anderer genügen. Doch Überforderung ist ein Hinweis, der ernst genommen werden darf.
Und wie reagieren die anderen Beziehungspersonen?
In einer offenen Beziehung stellt sich auch die Frage:
- Wie gehen die anderen Beteiligten mit meinen Gefühlen um?
- Gibt es ein offenes Ohr, ein sehendes Auge, ein mitfühlendes Herz?
- Oder wird auf Zweifel, Rückzug oder Schmerz mit Abwertung, Beschwichtigung oder Verachtung reagiert?
Auch das ist Teil der Selbstreflexion.
Überforderungsgefühle bei offener Beziehung – Fragen zur Selbstklärung:
- Wie geht es mir in dieser Konstellation?
- Wie gehen die anderen mit mir um?
- Fühle ich mich sicher und gesehen?
- Kenne ich meine eigenen Grenzen?
- Kann ich sie kommunizieren – und werden sie respektiert?
- Überschreite ich meine Grenzen, um jemanden zu halten oder nicht zu verlieren?
Die Beziehung zu sich selbst nicht verlieren
Gerade in neuen oder sich verändernden Beziehungskonstellationen ist es wichtig, die liebevolle Beziehung zu sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren. Selbstfürsorge bedeutet auch, sich eigene Grenzen einzugestehen – und zu wahren.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der Information und Anregung zur Selbstreflexion. Er ersetzt keine Psychotherapie oder medizinische Abklärung oder Behandlung. Wenn dich das Thema persönlich berührt, wende dich gerne an eine Fachperson.