Bin ich dem Partner unterlegen? Beziehung auf Augenhöhe?
Veröffentlicht in Paarbeziehung

Bin ich dem Partner unterlegen? Beziehung auf Augenhöhe?
Bin ich dem Partner unterlegen? Dominiert mich meine Partnerin? Führen wir als Paar eine Beziehung auf Augenhöhe? Paare berichten in Paarberatungen in Berlin unter anderem heftige Konflikte, wenn ein*e Partner*in in der Beziehung den Ton angibt. Da ist eine Person wirtschaftlich und intellektuell besser aufgestellt und verhält sich dominant. Schließlich strotzt die Partner*in nur so vor Überlegenheit.
Bin ich dem Partner unterlegen?
Würde man den so eingeschätzte*n Partner*in, direkt fragen, würde er oder sie vielleicht zu einer ganz anderen Einschätzung kommen; gleichwohl er*sie ebenfalls einen Paarkonflikt wahrnimmt. Doch die Selbstsicht des*der vermeintlich Dominanteren ist nicht immer entscheidend oder hilfreich. Es kommt darauf an, wie die Person, die sich als unterlegen erlebt, die Dinge sieht und bewertet.
Ausgewählte Perspektiven auf das Thema Augenhöhe sind: Erstens der Fokus auf sich selbst, die Selbstsicht und Selbsteinschätzung. Zweitens das, was als Tatsache bewertet wird – sogenannte Fakten der Ungleichheit. Drittens außerdem die Blickwinkel und Bewertungen des*der anderen Partner*in.
Selbstreflexionsfragen
- Was bedeutet für mich „Unterlegenheit“ in meiner Beziehung?
- Geht es um Fakten (z. B. Einkommen, Bildung) oder um Gefühle?
- Wann fühle ich mich meiner*meinem Partner*in gegenüber gleichwertig?
Paarbeziehung als Ort, an dem man unterlegen sein darf
Relevant ist die Frage, welche Bedeutung dem Mehrverdienst oder einer besonderen Fähigkeit beigemessen wird. Besteht die Ansicht, dass ein Ungleichgewicht auch beziehungsabträglich wirkt? Wenn ja, sollte diese Dysbalance ernst genommen und besprochen werden. Es braucht Mut, eine empfundene Schieflage anzusprechen, da man sich damit verletzlich zeigt.
Nicht jede*r Partner*in teilt die Sichtweise des Paulus „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10). Stärke mag vielelicht auch bedeuten, die eigenen Schwächen oder ein Angewiesensein anzuerkennen und liebevoll anzunehmen.
Paarbeziehungen könnten Orte sein, an denen Schwächen geliebt werden. Orte, an denen Partner*innen füreinander einstehen und sich gegenseitig aufrichten, statt sich an Defiziten zu messen.
Selbstreflexionsfragen
- Welche Rolle spielt Stärke und Leistung in unserer Beziehung?
- Wo darf ich mich schwach zeigen – und wo nicht?
- Erlebe ich unsere Beziehung als Ort, an dem ich angenommen werde?
Versuche, Augenhöhe durch Streit herzustellen oder zu verbergen
Auch hier ist die Bewertung beider Partner*innen mitentscheidend. Oft wird fehlende Augenhöhe nicht direkt angesprochen, sondern im Muster aus Angriff, Schuldzuweisung, Gegenangriff und Rückzug ausgetragen. Die eigentliche Botschaft „Nimm mich wahr!“ oder „Achte mich!“ bleibt ungehört. Wer angegriffen wird, verteidigt sich – und manchmal wird eine „Maske der Stärke“ aufgesetzt.
Selbstreflexionsfragen
- Was möchte ich mein*e Partner*in wirklich mitteilen, wenn ich streite?
- Wo verstecke ich meine Verletzlichkeit hinter Angriffen?
- Wie könnte ich stattdessen offen zeigen, dass ich mir Augenhöhe wünsche?
Wenn Partner*innen fehlende Augenhöhe als beziehungsabträglich bewerten
Stellen Sie sich vor: Sie sitzen im Keller und Ihr*e Partner*in thront oben. Wege in dieser Situation und Lage dürfen sein: sich selbst aus dem Keller heraus zu bewegen oder den Platz neu zuzuweisen. Vielleicht ist es sinnvoll, Veränderungsbewegungen gemeinsam und einvernehmlich vorzunehmen.
Ich gewähre Dir Augenhöhe?
Nicht immer führt es zur Balance, wenn eine Person der anderen „gnädig“ Augenhöhe gewährt. Oft bleibt im Erleben betroffener Menschen die Zuschreibung der Überlegenheit bestehen. Statt auf die Generosität des Gegenübers zu hoffen, ist es aber auch erlaubt , eigene Schritte in Richtung Augenhöhe zu reflektieren und umzusetzen.
Ich gewähre mir Augenhöhe!
Manchmal ist die Rolle des „Überlegenen“ für den anderen gar nicht angenehm. Augenhöhe bedeutet für viele Menschen, dass sie aufhören, die*den Partner*in zu überhöhen. Wie Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf zieht, dürfen auch Partner*innen Wege gehen, auf der Suche nach einem Ausgleich.
Selbstreflexionsfragen
- Welche Anteile meiner Unterlegenheit mache ich selbst?
- Welche Schritte möchte ich gehen, um Augenhöhe herzustellen?
- Was wünsche ich mir von meiner*meinem Partner*in – und was von mir selbst?
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und als Impuls zur Selbstreflexion. Er ersetzt keine individuelle Beratung, keine ärztliche oder psychiatrische Abklärung und Behandlung sowie keine Psychotherapie.
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Beratung in Berlin
Wenn Sie sich mit der Frage beschäftigen „Bin ich dem Partner unterlegen?“ oder „Führen wir eine Beziehung auf Augenhöhe?“ und dies in einem geschützten Rahmen reflektieren möchten, biete ich in Berlin Einzelberatung sowie Paarberatung an.