Paarberater Ferdinand Krieg aus Berlin im SAT1 Frühstücksfernsehen
Auch das SAT1 Frühstücksfernsehen beschäftigt sich mit dem Thema Ehe und hat mich als Paarberater zum Interview eingeladen. Aus aktuellem Anlass. Das Statistische Bundesamt hat für 2013 neue Zahlen zur Scheidungsrate in Deutschland herausgegeben. Im Schnitt sind Ehescheidungen, im Vergleich zum Vorjahr, um 5,2 % zurück gegangen. Vgl. externer Link: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung.
Interview mit Paarberater Ferdinand Krieg zu gesunkener Scheidungsrate
Böse Zungen nun behaupten, dass dies lediglich an der gestiegenen Lebenserwartung der Menschen liegt. Wir werden einfach älter. Für mich als Paarberater hingegen war die Freude nicht nur bei SAT1 im Studio. Bereits backstage im Besucherraum war das zu spüren. Und die Besucher und Fernsehmacher waren ebenso erfreut über die good news. Es gibt weniger Ehescheidungen! Da gehen die Gedanken natürlich weiter. Wenn man eben mal träumen darf… Die Romantik erfährt, nach einer Phase des Verpönt-Werdens vielleicht einen neuen Schwung. Die Idee, mit einem, dem einen, Partner glücklich zu werden gibt es noch. Dazu gehrt der Wunsch, mit dem oder der Einen durch Dick und Dünn zu gehen. Das alles in lebenslang unverbrüchlicher Treue.
Das romantische Liebesideal existiert demnach weiter. Und das, obgleich durch die sexuelle Revolution und die 68er Bewegung auch vieles kritisch hinterfragt wurde. Wir sehnen uns nach wie vor nach einer gelingenden Langzeitpartnerschaft mit dem einen Partner, der einen Partnerin. Das kleinbürgerliche Gefühl der Eifersucht existiert weiter, nicht nur bei Kleinbürgern. Ein freies Sexual- und Liebesleben in der Kommune gibt es, aber es ist nicht der Regelfall.
Paarberater Ferdinand Krieg aus Berlin gibt Beziehungstips im Fernsehen
Aus meiner Berufserfahrung her kann ich natürlich sagen, dass ein wichtiges Ziel eine gute und gelingende partnerschaftliche Kommunikation ist. Ein regelmäßiger und auch geplanter Austausch, der in die Tiefe geht, sozusagen als besonderes Moment für Paare. Manchmal müssen sich Partner dazu regelrecht zwingen und den Terminkalender zücken. Denn an der Liebesbeziehung wird im Alltag doch am ehesten gespart.
Nicht selten gebe ich eine kleine Aufgabe zur Kommunikation mit. Ein Spaziergang ist zu unternehmen, zu einem bestimmten Ziel. Auf der Hinstrecke erzählt der eine Partner, was ihn bewegt – und zwar von der Sache her und von den Gefühlen her -, dann gibt es einen Stop und der andere Partner gibt wieder, was er verstanden hat. Auf dem Rückweg wird das Ganze umgekehrt vollzogen. Es geht darum, sich zu berichten, mit allen Facetten und nicht zu schweigen. Das Rückmelden des Gehörten ist dabei ebenso wichtig. Es deutet an, dass man verstehen will, aufmerksam ist und ist ein Zeichen der Wertschätzung.
Interview zu „Hochzeit auf den ersten Blick“ im SAT 1 Frühstücksfernsehen
Andererseits, das zeigt auch die Sendung „Hochzeit auf den ersten Blick“ gibt es wohl eine tiefe Sehnsucht in uns, nach romantischer Liebe, Angenommen-Sein und exklusiver Bindung. Wir haben zwar durch die sexuelle Revolution im Zuge der 68er-Bewegung des letzten Jahrhunderts einiges an Korsettierung aufgetrennt und über Bord geworfen. Andererseits gibt es einen Trend nach Verbindlichkeit und Treue; ungebrochen oder neu einsetzend. Auch wenn ich natürlich – als Kind unseres Kulturkreises – der Meinung bin, dass sich eine Beziehung in Liebe entwickeln muss, bis man sozusagen ehereif ist, gibt es wohl auch Menschen, die ein umgekehrtes Vorgehen vorziehen. Ich habe Verständnis dafür, dass man sich nach Verbindlichkeit und Sicherheit sehnt. In Zeiten noch hoher Scheidungsraten geht es vielleicht darum einen sicheren Rahmen zu haben. Darin soll öffentlich verbürgt werden, dass eine Beziehung und Partnerschaft besteht.
In unserem Kulturkreis hat sich folgendes Vorgehen eingebürgert. Erst verliebt man sich und hat miteinander eine Liebesbeziehung. Dann kommt die Heirat und es entsteht ein partnerschaftliches Miteinander in der Ehe. Mit viel Verantwortung. Vor noch nicht zu langer Zeit gab es das auch umgekehrt. Man heiratete und lernte sich dann lieben. Das bedeutet soviel wie das nachträgliche Herstellen von Liebe. Dabei denke ich nicht nur an den Adel und Hochzeiten aus politischen Erwägungen. Arrangierte Eheschließungen gibt es heute noch auch in anderen Ländern. In anderen Kulturkreisen ist die arrangierte Heirat (die Eltern wählen aus) Gang und Gäbe. Eine ausdrückliche Liebesheirat wird dann davon unterscheiden. Letztere hat als etwas Besonderes einen eigenen Namen und ist zugleich etwas Rebellisches.
Ehe und Liebe sind zwei Paar Schuhe
Wenn wir also zuerst Heiraten, dürfen wir nur den Fehler nicht machen, an einen Automatismus zu glauben. Ehe und Liebe sind zwei Paar Schuhe Sozusagen zu meinen, dass eine Heirat automatisch Liebe begründen würde. Vielmehr ist die Eheschließung auch Ausdruck vom Willen zur Partnerschaft und zur Verantwortungsübernahme. Sie ist zudem ein rechtlicher Akt. Auch wenn eine schöne Hochzeitsfeier immer zu Herzen geht und der Traum vieler Liebespaare ist.
Vielleicht wird das so noch einmal deutlicher: Einbekannte und zugleich treffende Charakterisierung und Unterscheidung von Liebesbeziehung einerseits und von Ehe andererseits findet sich bei dem bekannten Paartherapeuten Arnold Retzer. (Vgl. Retzer, Arnold: Systemische Paartherapie, 4. Auflage, Stuttgart 2011, 57). Liebesbeziehung und Ehe seien zwei unterschiedliche „Kommunikationssysteme“, „die unterschiedlichen Logiken gehorchen und verschiedene Singsysteme hervorbringen. Wir haben es […] mit der problematischen Verknüpfung von etwas spontan/unwillkürlichem (der Liebe) mit dem kontrolliert/willkürlichen Herstellen und Aufrechterhalten der Ehe zu tun […].“ (Retzer, Paartherapie, 54)
Links zu den Videos der beiden Interviews mit SAT1
An dieser Stelle setze ich gerne den Links zu den Talks im SAT1 Frühstücksfernsehen:
Externer Link: SAT1 – Frühstücksfernsehen (25.07.2014): Die Scheidungsrate sinkt.
Externer Link: SAT1 – Frühstücksfernsehen (18.11.2014): Zum Thema “Hochzeit auf den ersten Blick”