Mein*e Partner*in liebt mich nicht mehr
Veröffentlicht in Paarbeziehung

Mein*e Partner*in liebt mich nicht mehr – Vom Verlust der Liebe
„Mein*e Partner*in liebt mich nicht mehr!“ – dieser Satz erschüttert viele Menschen. Oft verbinden wir ihn mit dem Ende der Liebe und möglicherweise auch mit dem Ende der Ehe oder des gemeinsamen Lebens. Paare berichten mir in Beratungsgesprächen davon, wenn sie das Gefühl haben, weniger oder gar keine Liebe mehr in ihrer Beziehung zu spüren. Manchmal entsteht das Empfinden von Entfremdung in der Partnerschaft, wenn liebevolle Intimität verloren geht.
Was bedeutet „Liebe“ wirklich?
Die Aussage „Mein*e Partner*in liebt mich nicht mehr“ führt uns zu einer wichtigen Frage: Was verstehen wir unter Liebe? Handelt es sich um freundschaftliche oder geschwisterliche Liebe? Um eine stürmische Verliebtheit, wie sie am Anfang einer Beziehung entsteht? Oder geht es um eine gereifte, partnerschaftliche Form von Liebe, die von vielen Menschen in langjährigen Beziehungen als tragend erlebt wird? Unsere Definition von Liebe entscheidet vielleicht auch darüber, was wir erwarten und wie wir empfinden, wenn wir glauben, dass sie fehlt.
Selbstreflexionsfragen
- Wenn ich sage „Ich spüre keine Liebe mehr“ – was genau meine ich damit?
- Unterscheide ich zwischen Verliebtheit und gereifter Liebe?
- Erwarte ich, dass Liebe immer gleichbleibend sichtbar ist – oder darf sie sich wandeln?
Übersehene Liebe und unterschiedliche Erwartungen
Viele Paare haben klare, aber wenig bewusste Vorstellungen davon, wie Liebe gezeigt werden müsse. Diese Erwartungen werden selten klar ausgesprochen – und genau hier entstehen Missverständnisse. Vielleicht zeigt Ihr*e Partner*in Liebe auf eine Weise, die Sie nicht erkennen oder die nicht zu Ihrem eigenen Bild von Zuneigung passt. So kann Liebe im Alltag unsichtbar werden, obwohl sie vorhanden ist. Manche Menschen beschreiben es dann so, als wären die Gefühle verschwunden oder als hätten sie die Liebe verloren.
Selbstreflexionsfragen
- Erwarte ich, dass mein*e Partner*in meine Bedürfnisse automatisch erkennt?
- Habe ich selbst deutlich gemacht, wie ich Liebe wahrnehme und brauche?
- Könnte es sein, dass Liebe vorhanden ist – nur in einer anderen Ausdrucksform?
Ist unsere Liebe noch anschlussfähig?
Wenn die Frage auftaucht, ob Liebe noch spürbar ist, geht es zunächst um Verständigung: Wie zeigen wir Liebe? Welche Maßstäbe nutzen wir, um Liebe zu erkennen? In Paartherapien erlebe ich häufig, dass Partner*innen sehr unterschiedliche Sprachen sprechen, wenn sie Liebe kommunizieren – und dass genau hier nach einer Verständigung gesucht wird.
Selbstreflexionsfragen
- Wie erkenne ich, dass mein*e Partner*in mir Zuneigung zeigt?
- Welche Signale deute ich vielleicht falsch oder übersehe ich?
- Gibt es Momente, in denen ich Liebe empfange, sie aber nicht als „richtige“ Liebe anerkenne?
Unterschiedliche Konzepte von Liebe
Manchmal fordern Partner*innen: „Du musst so lieben, wie ich es erwarte – sonst kann ich keine Beziehung mehr führen.“ Oder umgekehrt: „Du musst meine Art zu lieben akzeptieren – sonst hat die Beziehung keine Zukunft.“ In solchen Situationen verhärten sich Positionen. Stattdessen ist es auch erlaubt, eigene Erwartungen zu hinterfragen und zu reflektieren: Was brauche ich wirklich? Wo bin ich kompromissbereit, und wo nicht?
Selbstreflexionsfragen
- Welche meiner Erwartungen sind verhandelbar – welche nicht?
- Verlange ich von meinem Gegenüber etwas, was ich selbst nicht geben kann?
- Wie gehe ich mit Enttäuschungen um, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden?
Verhandlungen über die Liebe
Ob Partner*in zurück in eine Liebesbeziehung finden möchten, ist oftmals Gegenstand eines kontroversen Ringens beider. Manchmal wünscht eine*r der beiden, um einen Verlust abzuwenden, ein Zurück. Aber was ist das für ein Zurück? Denn es bedeutet ja nicht unbedingt eine Beziehung mit liebevoller Verbindung. Partner*innen jedoch dürfen in ihren Gesprächen Bedingungen reflektieren, unter denen sie sich für Nähe und Verbundenheit einsetzen möchten. Viele Partner*innen haben meiner Beobachtung nach kaum besprochen, was jede*r braucht, um Liebe zu zeigen und zu empfangen.
Selbstreflexionsfragen
- Haben wir jemals klar über unsere Bedürfnisse und Liebesweisen gesprochen?
- Welche Bedingungen brauche ich, um Liebe geben oder annehmen zu können?
- Welche Schritte könnte ich gehen, um wieder in den Kontakt mit meinem Gegenüber zu kommen?
Liebe als Prozess der Weiterentwicklung
Liebe ist kein statischer Zustand, sondern wandelt sich. Was in den ersten Tagen einer Beziehung selbstverständlich erschien, wird später womöglich anders gelebt und kommuniziert. Diese Veränderungen verunsichern vielleicht – gegebenenfalls lassen sie sich aber auch als Einladung verstehen, über die eigene Beziehung nachzudenken und nach neuen Ausdrucksformen von Liebe zu suchen.
Selbstreflexionsfragen
- Wie hat sich unsere Liebe im Laufe der Zeit verändert?
- Welche Ausdrucksformen der Liebe sind hinzugekommen, welche haben sich verändert oder sind verloren gegangen?
- Bin ich bereit, neue Wege der Nähe und Zuneigung zuzulassen?
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und als Impuls zur Selbstreflexion. Er ersetzt keine individuelle Beratung, keine ärztliche oder psychiatrische Abklärung und Behandlung sowie keine Psychotherapie.
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Beratung in Berlin
Wenn Sie sich mit der Frage beschäftigen „Mein*e Partner*in liebt mich nicht mehr“ und dies in einem geschützten Rahmen reflektieren möchten, biete ich in Berlin Einzelberatung sowie Paarberatung an. Dabei gehen wir sowohl den Anfängen des Verlusts als auch den Anfängen der Liebe nach, um die Bedeutung für Gegenwart und Zukunft sichtbar zu machen.