Pornografiekonsum in der Partnerschaft – mein*e Partner*in schaut Pornos
Veröffentlicht in Paarbeziehung, Sex und Sexualität

Pornografiekonsum in der Partnerschaft
Pornografiekonsum in einer Partnerschaft – für manche selbstverständlich, für andere konfliktbehaftet. Während einige Partner*innen Pornos als unproblematischen Teil ihres individuellen Sexuallebens sehen, werfen sie in anderen Beziehungen Fragen auf. In meiner Arbeit in der Paartherapie und Sexualtherapie in Berlin erlebe ich, dass es hierzu sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt.
Mein*e Partner*in schaut Pornos – bin ich nicht genug?
Wenn ein*e Partner*in regelmäßig Pornos anschaut, tauchen bei manchen Fragen auf: Reicht unser Sex nicht aus? Bin ich nicht attraktiv genug? Oder fehlt in unserer Sexualität etwas, das über Pornos „ersetzt“ wird? Für andere wiederum ist Pornokonsum schlicht Teil des individuellen Solosex, ohne direkten Bezug zur partnerschaftlichen Sexualität.
Pornografie als gemeinsames Liebesspiel
Es gibt auch Paare, die Pornografie aktiv in ihr Sexualleben einbeziehen: sei es zur Anregung, zur gemeinsamen Exploration oder sogar als kreativen Bestandteil des Liebesspiels. Manche fertigen eigene Aufnahmen an – teils für sich, teils zur Veröffentlichung. Diese Paare berichten mitunter, dass Pornografie von ihnen eher verbindend wahrgenommen wird.
Partnerschaftliche Gespräche über Pornografie
Manchmal kommen Partner*innen über Pornografie in einer Beziehung offen ins Gespräch. Nicht mit Vorwürfen, sondern im Sinne eines respektvollen Austauschs. Man fragt einander: Welche Rolle spielt Pornografie für dich? Welche Bedürfnisse stecken dahinter? Und welche Grenzen sind uns als Paar wichtig? Solche Gespräche fokussieren auf den Wunsch, Sexualität, Wünsche und Bedürfnisse (wieder) bewusst(er) miteinander zu teilen.
Wenn Pornografiekonsum belastend wird
Neben unproblematischen Formen des Pornografiekonsums wird in Fachkreisen auch auf Schwierigkeiten hingewiesen, die sich aus übermäßigem oder als zwanghaft erlebtem Konsum ergeben können. Manche Menschen berichten, dass Pornografie für sie weniger Anregung oder Ergänzung darstellt, sondern eher eine Art Flucht in eine „Scheinwelt“. Pornos werden dann genutzt, um Stimmung aufzuhellen oder um mit anderen psychischen Belastungen umzugehen. In solchen Fällen kann der Konsum selbst als problematisch erlebt werden, auch wenn er die partnerschaftliche Sexualität verdrängt oder in der Beziehung zu Spannungen führt.
Manche Menschen berichten auch, dass es ihnen schwerfällt, ihren Pornografiekonsum zu steuern. Sie erleben, dass Impulse schwer zu kontrollieren sind und der Konsum stärker wird, als es ihnen eigentlich lieb ist. Auch dann kann Pornografie weniger eine lustvolle Ergänzung sein, sondern eher als belastend empfunden werden – sei es individuell oder in der Partnerschaft.
Ob ein Pornografiekonsum problematisch ist oder nicht, lässt sich nicht allgemein beantworten. Entscheidend sind die individuelle Bedeutung und die Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität und die Partnerschaft. Das darf in einem professionellen Kontext mit einer Fachperson besprochen werden.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und soll/kann nicht zu selbstdiagnostischen Zwecken genutzt werden. Der Beitrag stellt keinen individuellen Rat dar und ersetzt keine Beratung, keine ärztliche Abklärung und Behandlung sowie keine Psychotherapie. Wenn dich das Thema berührt, wende dich gerne an eine Fachperson.
Über mein Angebot an Gesprächen für Paare zum Thema Liebesbeziehung und Sexualität informiere ich hier: Paarberatung und Sexualtherapie.