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Aussprache über sexuelle Bedürfnisse in Partnerschaft

Aussprache über sexuelle Bedürfnisse in Partnerschaft

Eine Aussprache über sexuelle Bedürfnisse in Partnerschaft? Sexuelle Bedürfnisse in einer Partnerschaft anzusprechen, fällt nicht jeder und jedem Partner*in leicht.

Biografie und kulturelle Prägung

Mitunter ist man, etwa aufgrund der eigenen Biografie und aufgrund kultureller Prägung vielleicht nicht gewohnt, Sex und Sexualität zu besprechen. Eltern haben wenig Zärtlichkeit vorgelebt, haben das Thema Sex vielleicht tabuisiert oder dazu geschwiegen. In der Folge werden sexuelle Bedürfnisse nicht artikuliert, vielleicht nicht einmal nach innen, sozusagen in einer inneren Auseinandersetzung und Befassung wahrgenommen, angenommen und benannt.

Instabile Partnerschaft

Auch eine instabile Partnerschaft, in der man fürchten muss, für sexuelle Wünsche abgelehnt, abgewertet oder verurteilt zu werden, verhindert vielleicht eine offene Aussprache zum Thema Sex und Sexualität. Wer davon ausgehen muss, für sein Wollen und Wünschen ausgelacht und abgewiesen zu werden, sich Verachtung oder eine Zurückweisung einzufangen, überlegt es sich irgendwann. Er verstummt gegebenenfalls zu diesem Thema ganz.

Rivalität und Konfliktspannung verhindern Aussprache über sexuelle Bedürfnisse

Mitunter gelingt aber auch aus Rivalität, aus einer paardynamischen Konfliktspannung heraus, ein notwendiger Konsens nicht, etwa zu Qualität und Quantität von Sex in der Paarbeziehung. Da die Abstimmung und das Erzielen eines Konsenses scheitert, bleibt der Sex auf der Strecke. Man hat beispielsweise nicht gelernt, sich abzustimmen, weder verbal noch nonverbal: Das bedeutet, man ist nicht ohne Weiteres in der Lage, Grenzen zu erkennen – eigene und die des Gegenübers –, oder man traut sich nicht, in gutem Sinne, Einladungen für ein neues Terrain auszusprechen. Etwa, weil man gar nicht um ein weiteres Terrain weiß, oder weil man ängstlich und verhalten denkt, dass Einladen an und für sich bereits ein Zuviel wäre.

Enttäuschungen und Kränkungen

Vielleicht gibt es in der Beziehungsgeschichte auch nachhaltige Enttäuschungs- und Kränkungserfahrungen, die eine Wiederannäherung verhindern. Man ist auf Sicherheitsabstand gegangen. Auch, um mit Signalwirkung zu zeigen, hier gibt es eine Enttäuschung. Hier gibt es eine Kränkung.

Unwissenheit, Unsicherheiten und psychische Sexualstörungen

Auch Unwissenheit über sexuelle Stimulation und allgemeine Unsicherheiten beim Vollzug von Sex oder das Vorliegen einer psychischen Sexualstörung (etwa einer sexuellen Aversion, einer Orgasmusstörung, einer erektilen Dysfunktion, einer Ejaculatio praecox etc.) mögen insofern Sex verhindern, als das Sprechen über Bedürfnisse unterbleibt, weil aus Schuld- und Schamgefühlen Vermeidung die gewählte Bewältigungsstrategie geworden ist. Lieber es nicht mehr versuchen, nicht erneut darüber sprechen und sich und das Gegenüber nicht mehr damit konfrontieren. Schließlich ist gegebenenfalls nicht nur das eigene Selbstbild als Liebhaber*in infrage gestellt, sondern auch eine Beziehung insgesamt. Es geht vielleicht auch um Versagensängste, Leistungsdruck oder die Angst um den Fortbestand der Beziehung. Darüber wird aber nicht gesprochen. Oder es wird thematisiert, aber aus der Not heraus eskalativ, fordernd und anklagend.

Aus den Augen verloren

Zudem hat man sich gegebenenfalls als sexuelle Menschen aus den Augen verloren. Man begreift sich, das Feld der Gefühle und Gedanken, den eigenen Körper, das eigene Verhalten nicht mehr als sexuell. Man funktioniert als Mama, als Papa, als Berufsmensch, als Verwaltungsperson, als Organisationstalent des Alltags. Aber man bewohnt den Körper nicht mehr als erotischen Raum, hat den Zugang zu sich als sexuellem Menschen verloren. Das bedeutet vielleicht auch, dass man das Signal nach außen gibt: Ich möchte nicht begehrt, nicht berührt, nicht verführt und nicht zu Sex eingeladen werden. Ganz im Gegenteil: Sex wäre eine Zusatzaufgabe, die zu erledigen wäre, sozusagen eine zusätzliche Last.

Ewige Wiederkunft des Gleichen

Und wenn der Sex sich in Routine und in der ewigen Wiederkunft des Gleichen erschöpft, mag für manchen der Reiz des Unbekannten, die Differenz, der geheimnisvolle Abstand fehlen. Stattdessen wird das Erwartbare erwartet, so, als sollte man jeden Tag das gleiche Gericht aufgetischt bekommen. Das mag für manche stimmig sein, sozusagen einen solchen konservativen Sex zu betreiben. Man weiß, was man hat, und das was man hat ist möglicherweise vertraut, schön, emotional und ritualisiertes Gutsein miteinander. Vielleicht wird aber auch etwas anderes gesucht, etwas Neues, Unerwartetes und Verändertes.

Aussprache über sexuelle Bedürfnisse in Partnerschaft

Paare dürfen sich damit befassen, wie sie Erotik und Sex in ihrer Beziehung gestalten wollen. Es kommt dabei auf eine Aussprache über sexuelle Bedürfnisse in einer Partnerschaft an. Dafür braucht es nicht nur eine Sprachfähigkeit, eine gute Beziehungsdynamik, sondern auch Zeit und Raum. Welche Bedürfnisse vermuten Sie, gibt es in Ihrer Beziehung? Vielleicht möchte sich ein Paar auch im Rahmen einer Sexualberatung reflektieren und in einem moderierten Prozess, mit sich, mit seiner intimen Kommunikation und mit dem partnerschaftlichen Sexualleben wertschätzend auseinandersetzen?

Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Abklärung und Behandlung. Klären Sie bei sexuellen Problemen mit einer Ärztin, einem Arzt Ihres Vertrauens ab, ob medizinische Ursachen für ein sexuelles Problem bestehen. Dieser Beitrag soll nicht zu einer Art Selbstdiagnose verwendet werden.

Ferdinand Krieg

Dipl.-Theologe | Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie
Weiterbildungen in Systemischer Therapie und Beratung: Systemischer Paartherapeut (SIH) | Systemischer Therapeut und Berater (SG) | Sexualtherapie (DGfS).

Prenzlauer Promenade 190, 13189 Berlin
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