Alternative Beziehungsmodelle und neue Formen von Partnerschaft
Veröffentlicht in Paarbeziehung
Alternative Beziehungsmodelle und neue Formen von Partnerschaft: Entweder ein Paar möchte gleich zu Beginn mit einer offenen Beziehung starten oder erst später. Später dann, wenn etwa Beziehungsprobleme sichtbar werden. Wenn etwas im Argen liegt, entsteht manchmal der Gedanke, die Umstellung von monogam auf polyamor könne dem Liebesleben eine neue Richtung geben. Eine bisher geschlossene und traditionell geführte Paarbeziehung wird dann verändert. Das Ziel ist eine Belebung von Partnerschaft und Liebesbeziehung. Mitunter wünscht nur ein*e Partner*in eine Alternative, manchmal beide. Hier zeigt sich die Vielfalt der Möglichkeiten: Es gibt ein breites Feld an Formen. Wir haben eine große Auswahl.
Alternative Beziehungsformen – große Auswahl
Wie Menschen als Partner*innen miteinander leben möchten, lässt sich heute weitgehend frei gestalten. Ein gesellschaftlicher Wandel, durch den Menschen über ihr Beziehungsleben selbst entscheiden, ermöglicht diese Freiheit.
Es gibt die klassische Ehe als religiöse und bürgerliche Einrichtung. Außerdem leben Partner*innen in langen Beziehungen ohne amtliches Zertifikat oder kirchlichen Gottesdienst. Ebenso sind offene Beziehungen zu beobachten. In ihnen bewahren Partner*innen ihre Kernbeziehung und leben zugleich sexuelle Begegnungen mit anderen. Auch polyamore Beziehungen sind bekannt – etwa zu dritt oder mit mehreren Partner*innen.
Daneben gibt es sogenannte „Friends with Benefits“, also freundschaftliche oder lose Verbindungen mit Nähe und Sexualität, aber ohne Verpflichtung. In manchen Fällen sind solche Begegnungen Ausdruck einer Suche nach Nähe, Kontakt oder Selbstbestätigung. Ob und inwiefern dabei ein Beziehungscharakter empfunden wird, kann individuell unterschiedlich erlebt werden.
Alternative Beziehungsmodelle bei Lesben und Schwulen
Viele lesbische und schwule Paare wünschen sich die Ehe für alle. Damit ist oft auch der Wunsch nach vollständiger Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren verbunden. Neben Anerkennung, Gleichstellung und Absicherung steht dabei die Möglichkeit, aus verschiedenen Beziehungsformen wählen zu können.
In der Vergangenheit waren gleichgeschlechtliche Paare gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt. Dadurch entstand häufig ein hoher Grad an Eigenständigkeit in der Gestaltung von Beziehungen. Heute stellt sich weiterhin die Frage, ob man für die eigene Partnerschaft traditionelle heteronormative Kategorien übernehmen möchte oder neue, selbstbestimmte Formen des Zusammenlebens entwirft. Diese Offenheit betrifft nicht nur die Paarbeziehung, sondern auch das Familienbild. Vorstellungen von Familie werden hier neu und vielfältiger gedacht.
Herausforderung, Neues entwerfen zu müssen
Menschen stehen heute stärker in der Verantwortung, ihre Beziehungen selbst zu definieren. Das ist einerseits ein Gewinn an Freiheit, andererseits auch eine Herausforderung. Früher gaben gesellschaftliche oder religiöse Institutionen Orientierung und Rahmen. Heute muss jeder Mensch sein eigenes Verständnis von Beziehung, Liebe und Zusammenleben entwickeln.

Diese Eigenverantwortung führt oft zu hohen Erwartungen an das eigene Beziehungsleben. Viele Menschen haben klare Vorstellungen davon, wie Liebe und Partnerschaft aussehen sollen. Frauen und Männer, Singles oder Partner*innen entwerfen persönliche Bilder von Liebe und Zweisamkeit, entdecken verborgene Wünsche und vergleichen diese mit der gelebten Wirklichkeit.
Wirklichkeiten neben Idealen
Oft zeigt sich ein Unterschied zwischen Ideal und Realität. Eine bestehende Beziehung erfüllt nicht immer die eigenen Vorstellungen oder Ansprüche an Freiheit, Respekt und gegenseitige Aufmerksamkeit. Manche erleben, dass das Wir zu eng wird oder dass das Neue und Aufregende fehlt. Dann entsteht die Frage, ob es andere Formen des Zusammenseins geben könnte.
Alternative Beziehungsmodelle: Eigene Wünsche und Grenzen kennen
Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit eigenen Sehnsüchten, Wünschen und Grenzen. Wer sich darüber klarer wird, kann darüber in einer verständlichen Weise sprechen. In meiner Paartherapie in Berlin begegnen mir Paare, die genau darüber ins Gespräch kommen – über Wünsche, Unsicherheiten und die Frage, wie Offenheit und Verbindlichkeit in Einklang gebracht werden sollen.
In solchen Gesprächen entstehen häufig Fragen wie:
- Warst du mit unserer bisherigen Beziehung unzufrieden?
- Biete ich dir nicht das, was du dir wünschst?
- Ist das das Ende unserer Beziehung?
- Löst sich unsere Partnerschaft jetzt auf?
Offene Beziehung – neue Freiheiten, aber reglementiert
Eine Öffnung der Beziehung geht oft mit emotionalen und praktischen Herausforderungen einher. Während manche Partner*innen neugierig und offen sind, brauchen andere Zeit. Eine offene Beziehung setzt Vertrauen voraus: das Vertrauen, dass die bestehende Partnerschaft tragfähig bleibt und beide sich ihrer Besonderheit bewusst sind.
Wesentlich ist eine gemeinsame Verständigung darüber, welche Grenzen bestehen und welche Formen von Begegnungen außerhalb akzeptabel sind. Eine offene Beziehung verlangt deshalb klare Absprachen und gegenseitige Sicherheit. Wie diese Regeln aussehen, ist individuell zu vereinbaren und Ausdruck des gegenseitigen Respekts.
Polyamore Beziehung, Dreierbeziehung
Auch polyamore Beziehungen, in denen mehrere Partner*innen emotional und sexuell miteinander verbunden sind, gehören zu den heutigen Beziehungsformen. Hier steht oft die Idee im Vordergrund, Liebe als verbindendes Gefühl zwischen mehreren Menschen zu verstehen. Diese Lebensweise unterscheidet sich von Affären, weil sie auf Offenheit und gegenseitigem Wissen beruht.
Paare und Einzelne greifen bei der Gestaltung solcher Beziehungen auf persönliche Werte, Lebenserfahrungen und kulturelle Vorstellungen zurück. So entstehen unterschiedliche Modelle – jedes mit eigenen Regeln, Dynamiken und Grenzen.
Klassisch monogame Ehe
Eine einfache Einteilung in „modern“ und „traditionell“ wird der Vielfalt der Lebensformen kaum gerecht. Die klassische monogame Ehe bleibt für viele Menschen ein bedeutsames Modell. Sie steht für Verbindlichkeit, Verantwortung und Treue – Werte, die für zahlreiche Paare weiterhin zentral sind. Gleichzeitig gibt es auch Ehen ohne Liebe sowie Liebesbeziehungen ohne formale Partnerschaft. Beziehung und Ehe sind also keine deckungsgleichen Begriffe.
Heute bedeutet Ehe für viele Paare auch, sich bewusst füreinander zu entscheiden, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam einen Rahmen für ihre Liebe zu schaffen. Mut, Realismus und Kommunikation sind dabei ebenso gefragt wie Offenheit für die Vielfalt möglicher Lebensformen.
Weiterlesen zum Thema Beziehung und Offenheit
- Überforderungsgefühle bei offener Beziehung ernst nehmen
- Kann man in einer offenen Beziehung fremdgehen?
- Wenn Paare eine offene Beziehung wollen
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und Selbstreflexion. Er ersetzt keine individuelle Beratung, keine ärztliche Abklärung und keine Psychotherapie.
Über meine Einzelberatung zu Beziehungsfragen und mein Angebot an Paartherapie in Berlin informiere ich hier: Einzelberatung, Paartherapie.