Sexualität und Selbstbild: Ein Interview mit dem Penis – Fragen an das beste Stück
Veröffentlicht in Sex und Sexualität

Interview mit dem Penis – Sexualität, Selbstbild und Männlichkeit
Viele Männer beschäftigen Fragen zu Penisgröße, Aussehen des Penis, mit seinem Funktionieren und mit ihrem Selbstbild als Mann. In der Sexualberatung in Berlin bespreche ich solche Themen mit Männern offen. Dieser Beitrag ist ein humorvoller Perspektivenwechsel: ein Interview mit dem Penis. Es wird viel gesprochen zwischen Sexualberater und dem das Gespräch suchendem Penisbesitzer. Hier soll einmal der Penis selbst angesprochen und gefragt werden.
Interview mit dem Penis – Gespräch mit dem besten Stück. Nachfolgend halte ich Fragen an den Penis bereit. Denn das lässt sich ja auch in einer Sexualberatung so machen: Das Gespräch führen der Sexualberater*in und Klient*in. Jedoch lässt sich sozusagen auch der Penis oder ein Penoid bei trans*Personen als Gesprächspartner*in in die Aussprache integrieren. Selbstverständlich angezogen und bekleidet.
Es geht um einen von der besitzenden Person, einem Mann*, vorgenommenen Perspektivenwechsel. Dabei geht es um ein Mitbedenken einer anderen Sicht. Vielleicht gibt es nicht nur den einen engen Blick auf ein Thema? Mein Penis ist zu groß, zu klein, hat eine auffällige Form, macht etwas nicht (so) wie ich will etc… Vielleicht lässt ich etwas noch einmal anders sehen und bewerten? Hat man gegebenenfalls etwas (absichtlich) übersehen?
Wie zufrieden bin ich mit meinem Penis? Selbstbild und Vergleiche
Ich verstehe diesen Artikel als einen zunächst auch humorvollen Beitrag, jedoch zu einem für vermutlich viele Männer* wichtigen Thema. Scheint es doch so, dass sich Mann*-Sein und ein sexuelles Standing im Erleben eines Mannes* oftmals in der Beschäftigung mit und in der Beziehung zum besten Stück verdichten. Das Interview, besser eine fragende Auseinandersetzung mit dem Penis – und aus der Perspektive des Penis –, soll zu einer Beschäftigung mit der Sexualität und mit dem Sexualleben eines heterosexuellen, bisexuellen, schwulen oder queeren Mannes* einladen.
Frage an den Penis: Wie zufrieden bist du mit deinem Träger*?
Es beginnt alles mit der Frage nach einer grundsätzlichen Zufriedenheit. Was möchte ich meinem Penis mitteilen? „Du bist mein bestes Stück!“? Oder doch eher, dass ich ihm nicht zutraue, ein bestes Stück zu sein? „Hallo Penis, ich hab Dich verglichen und bin glücklich oder unzufrieden mit Dir! Wie findest Du das?“
Manchmal ist es ja spannend, dass Besitzende irgendwie doch eine andere Meinung über seinen Penis zu haben scheint, als der Penis selbst. Vielleicht ist der Penis übermütig und selbstverliebt, ohne viel realistische Selbsteinschätzung. Das mag als gut oder schlecht, oder eben auch als neutral Penistragenden gesehen werden. Länge, Form, Breite, Winkel, beschnitten oder unbeschnitten… Wie sieht sich und schätzt sich hier der Penis wohl selbst ein? Und was denkt der Besitzende*? Welche Note gibt er seinem Penis? 0 ist gar nicht zufriedenstellend und +10 ist maximale Zufriedenheit. Und der Penis selbst? Wo ordnet er sich auf der Skala ein?
Was der Penis bereits erlebt hat und was er noch erleben möchte
Besitzende könnten auch mit dem Penis darüber ins Gespräch kommen, welche bisherigen sexuellen Erfahrungen wertzuschätzen und welche eher weniger der Wertschätzung verdienen. Sozusagen also als eine Aussprache über das gemeinsame Bisher, zwischen Selbstbefriedigung, aufregendem Sex und lustloser Langeweile. Was war aufregend? Was war stimulierend? Gab es Anregendes auch ohne mechanisch sensorische Stimulation? Welche Berührungen schätzt der Penis – wann, wie und von wem –? Wannwurde der Penis größer, stramm, kleiner, schlaff? Gibt es etwas, dass sich der Penis auf jeden Fall noch einmal wünscht? Oder gegebenenfalls auch etwas, dass er keinesfalls noch einmal erleben möchte? Die größten Erfolge? Die bittersten Niederlagen? Und was mag der Penis gar nicht? Wann geht er in die Pause und verläßt das Spielfeld?
Fragen an den Penis – Was der Penis über seinen Besitzer* sagt
Und noch spannender: Wie würde der Penis seine(n) Besitzenden* beschreiben, charakterisieren, also was die Vergangenheit angeht. Was wünscht der Penis seinem Träger* für die sexuelle Zukunft? Was soll noch erlebt werden? Wie muss ein*e Besitzende*r wohl sein, im Wandel der Zeiten und gemachter sexueller Erfahrungen?
Wie zufrieden man mit sich, seinem besten Stück und mit seinen sexuellen Erfahrungen ist, ist für viele Männer* wichtig und auch identitätsstiftend. Selbstverständlich sind auch andere fragende Zugänge und Perspektiven denkbar. Ohnehin ist ja zu fragen, was Mann*-Sein und männliche* Sexualität(en) sind. Welche ganz persönliche Beschreibung ein Mann* über sich selbst, über sich als sexueller Liebhaber, über seine sexuelle Biographie, über sein sexuelles Können und über seinen Zugang zum eigenen männlichen* Körper bereit hält, darf beispielsweise auch in einer Sexualberatung besprochen und hinterfragt werden.
Ich – Ferdinand Krieg – biete Paaren und Einzelpersonen in Berlin Sexualberatung an. Bilder von Männlichkeit, Mann-Sein und männlicher Sexualität sind (kulturell) prägend. Wir verhalten uns in diesem kulturellen Raum, beeinflussen diesen aber zugleich auch mit. Der Stern * in diesem Artikel soll sensibilisieren und darauf verweisen, dass es nicht nur den biologischen Mann gibt, sondern Geschlecht und sexuelle und geschlechtliche Identität auch unabhängig vom biologischen Ursprungsgeschlecht und dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht empfunden werden.
Inspiration habe ich mir für diesen Artikel bei Paar- und Sexualtherapeut Ulrich Clement geholt, der erinnerlich von Interviewfragen an den Penis in einer Weiterbildung gesprochen hat. Danke also dafür! Solche Interviews, etwa mit Erfahrungen aus dem Sexualleben oder inneren Persönlichkeitsanteilen, dürfen als Technik in der Sexualberatung Anwendung finden.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und als Impuls zur Selbstreflexion. Er stellt keinen individuellen Rat dar und ersetzt keine Beratung, keine ärztliche Abklärung oder Behandlung sowie keine Psychotherapie.